57–Wiederaufbau Thüringenhaus

Wiederaufbau Altstadthäuser | 2024 | 3'000m2 | Studienauftrag 1. Rang | Solothurn

Am höchsten Punkt der Altstadt von Solothurn gruppieren sich das Thüringenhaus, das Schwaller- und das Rüeflihaus um den Riedholzturm, einer der zwei letzten erhaltenen Muttitürme der Stadt. Das Thüringenhaus hat den Charakter eines Stadtpalais mit grosszügigen Räumen und repräsentativer Erschliessung.  Schwaller- und Rüeflihaus sind ursprünglich Handwerkerhäuser, die zuletzt gemeinsam mit dem Thüringenhaus als Alters- und Pflegeheim für die Bürger der Stadt genutzt wurden. Das Ensemble besticht durch gut erhaltene, mit Steingesimsen sorgfältig gegliederte Fassaden, den Bezug zum ursprünglich erhaltenen Turm und zu Teilen der Stadtmauer und seine Lage als höchster Punkt und Abschluss des Riedholzplatzes mit dem Bezug zur Altstadt und zum Grüngürtel. Beim Brand 2022 wurden grosse Teile des Schwaller- und Rüeflihauses zerstört, wodurch auch die Nutzung des Thüringenhauses aufgegeben werden musste. Aktuell ist der Zugang zum Turm und zur Stadtmauer verbaut und für die Öffentlichkeit weder optisch sichtbar noch zugänglich.

Grundidee ist das Ensemble nach dem Brand zu ‘reparieren’, zerstörte Bereiche wieder aufzubauen und in diesem Rahmen für die neue Wohnnutzung für ältere Menschen in der Altstadt leistungsfähig zu machen. Der Turm bleibt integral erhalten und wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der angrenzende Zwischenraum/Hof gewinnt dabei als Bindeglied zwischen Bauten und Öffentlichkeit besondere Bedeutung: Er fungiert einerseits auf den Geschossen als zu den Wohnungen gehöriger Freiraum, andererseits dient er als Scharnier und Vermittler, der die neue Nutzung in die Stadt trägt.

Die Qualität und Identität der neuen Bebauung werden aus dem Bestand und aus der Geschichte heraus entwickelt. Die Wohnhäuser adressieren sich zur Stadt und verdeutlichen, die Idee des Wohnens in der Stadt. Die BewohnerInnen sollen sich nicht als Teil einer Institution fühlen, sondern als Menschen verstehen, die an einem schönen Ort in der Altstadt leben. Der Innenhof wird freigespielt. Mit dem starken optischen Bezug zum Turm und dem angelagerten Café wird er als öffentlicher Raum wieder der Stadt zugeschlagen, und bietet den BewohnerInnen gleichwohl einen intimen Aneignungsort.